Die Ortschaft Langwedel war seit jeher durch Handel, Gewerbe und Landwirtschaft geprägt. Die Bevölkerung lebte bis in die jüngere Zeit in Häusern, in denen die Wohnstatt und, soweit betrieben, Handel und Gewerbe meist integrale Bestandteile waren. Soweit man sich an die alte Bausubstanz der Ortskerne Große Straße und Herrenkamp erinnert, kann man sich ein nicht gleichförmiges, aber im Großen und Ganzen stimmiges Ortsbild denken, wobei der Begriff „Ortskerne“ für als Straßendörfer angelegten Ortschaften nicht ganz passend ist.
Ab Mitte des 19. Jahrhundert änderte sich manches: Bahnangestellte siedelten sich in Langwedel an und vermutlich zu dieser Zeit auch vermehrt Postangestellte. Neben der überlieferten Sozialstruktur aus „Bürgern“, Händlern und niederbäuerlicher Schicht kamen Angestellte und Beamte hinzu, in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts schließlich die Arbeiterschaft der Firmen Bracksiek & Brüggemann bzw. August Reinders und Mack Druck nach dem II. Weltkrieg. Das Bild der alten Ortskerne Große Straße und Herrenkamp scheint aber durch die sozialen „Ergänzungen“ substanziell erhalten geblieben sein, trotz Veränderungen. Selbst die große Anzahl von Flüchtlingen und Zugezogenen aus Bremen blieb zunächst ohne gravierende Folgen, da sie außerhalb der alten Ortskerne wohnten.
Aber der große Zuwachs zog Straßenbaumaßnahmen nach sich und stellte ein Kundenpotenzial für Waren aller Art dar. Das zog wiederum große Märkte an, die daraus Gewinne erzielen wollten (Netto, Hol Ab, Rossmann, Philips, KIK und die nomadengleich von einem Ort zum anderen wandernden Märkte EDEKA und ALDI).
Diese Ausstellung wollte dennoch kein Plädoyer sein, den Zustand der alten Ortskerne zu restaurieren oder ihnen nachzutrauern, aber es scheint, dass in den Ortskernen vieles lange ohne entschiedenen Widerstand laufen gelassen wurde, wo ansprechendere Architekturkonzepte für die „Schaufenster“ Langwedels hätten durchgesetzt werden sollen oder müssen—bis in die heutigen Tage.