Endlich wieder live oder ein Versuch Kultur neu zu beleben. Der Langwedeler Kulturverein e.V. wagte den Versuch, nach langer Zeit wieder ein Livekonzert anzubieten. Leider immer noch unter hohen Auflagen!
Aber die Geschichte der Zollhauboys geht trotzdem weiter. Und unter diesem Titel „Geht weiter“ präsentierten sie auch am 12. Juni um 20.00 Uhr Open-Air im Außengelände des Waldschlösschens in Daverden, Hauptstraße 150 ihr zweites Programm.
Die „Zollhausboys“, genauer Die „Zollhausboys“ and one woman“ haben es gekonnt verstanden, das schwierige Thema von Flucht, Ankommen und Neuanfang in wunderbare Musik verpackt, dem Publikum zu offerieren. Die Authentizität der Texte der drei jungen Syrer Ismael Foustok, Azad Kour und Shvan Sheiko, die jetzt angekommen und als Neubremer Fuß gefasst haben, ließ den Besuchern die sprichwörtliche Gänsehaut über den Rücken laufen. Ein Beispiel:
Unsere Geschichten sind noch nicht zu Ende erzählt.
Es gibt so viel, was meinem Herzen fehlt!
Ich bin so gut angekommen, kenn mich langsam aus,
doch was stillt meine Sehnsucht nach zuhaus?
Wie geht es weiter, wenn der Morgen graut?
Bin ich noch Syrer oder schon in deutscher Haut?
Beides unter’n Hut zu kriegen, fällt mir manchmal schwer.
Währenddessen jagt die Zeit, ich renne hinterher!
Satirisch bis komisch präsentierten Pago Balke und Thomas Krizsan das Lied: „An allem sind die Flüchtlinge schuld“, nach einer Melodie aus Carmen bei dem das anfängliche Lächeln schnell im Gesicht gefror. Oder das Lied „Der Vater“, in dem die Situation eines Familienoberhauptes, der sich nicht mehr in dem neuen Land zurechtfindet. „Der Vater. Er war früher wer. Und in der Fremde ist er nichts mehr. Er war immer der Familienkönig und plötzlich versteht er nur noch wenig von dem, wie die Welt sich hier dreht, und er spürt, wie alles an ihm vorbei geht“.
Neu im Team und eine große Bereicherung ist Selin Demirkan mit ihrer großartigen Stimme. Bekannte Melodien aus der Klassik wechselten sich mit Hip hop, Poetry und Pop
Manch einer aus Verwaltung und Politik mag ins Grübeln gekommen sein bei dem satirischen Vortrag von Verhaltensmustern oder auch vorschnellen Urteilen. Die Ernsthaftigkeit der Lieder wurde aber immer wieder durch augenzwinkernde Sprüche und am Schluss durch das Lied “Die Werder-Jacke“ aufgelöst. Bei der Zugabe „Habibi, lass uns Tanzen!“ hielt dann auch kaum noch jemand die Füße still. Und still wurde es wieder bei dem Lied „Ich zieh vor euch den Hut“ von Pago Balke, Initiator und Mitbegründer der „Zollhausboys“.
Fazit: „Kultur kann dabei helfen, Geschichten lebendig zu erzählen, Menschen zu berühren, zu erheitern und bei aller Dramatik auch zu unterhalten“.
Gefördert wurde die Veranstaltung von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.