In zwei kurzen Ausschnitten aus einer äußerst wertvollen, über achthundert-seitigen Handschrift werden die Ereignisse um die Burgeroberung am Ende des 30jährigen Krieges unter dem Kommando von Hans Christoph von Königsmarck überliefert. Insgesamt ist die Handschrift die Lebensbeschreibung des Hans Christoph von Königsmarck und wurde von Heinrich Salmuth (1592 -1660) verfasst. Am 25. August 2008 wurde sie durch einen Nachfahren des Burgeroberes, Joachim Graf von Königsmarck, dem Staatsarchiv Stade übergeben.
Die Ereignisse um die Einnahme der Feste Langwedel am 23. Juli 1644 beschreibt der Biograph Salmuth in folgender Weise (im Abschnitt 31):
… „Den 15 undt 16 July campirte mann bei Verden, den 17. kam der General Staab in Verden, blieb darin biß uff den 22 July, alda man im dorff Ezeln (vermutlich Etelsen oder Eißel, Anmerkung des Autors) logirte, Unterdeßen satzte der Herr General Königsmarck dem vesten Hauß Langwedell (…) vom Neuen hefftig zu, undt brachte es so weit daß nach so viellem starcken Canoniren undt andern Zwangsmitteln endtlich der darauff gelegene Ertzbischoffliche Majeur mit 150. Soldaten den 23. July sich uff discretion ergeben muste, das Schloß wardt demolirt, die Wahle (Wälle, Anmerkung des Autors) geschleiffet undt die Gräben außgefüllet“…
Der wiedergegebene Bericht über die Eroberung der Langwedeler Feste hatte mit zwei Begebenheiten eine Vorgeschichte: die eine am 23. Februar 1644, die andere, nicht genau datierte, zwischen Februar und Juli 1644.
Zum 23. Februar heißt es unter anderem in der Biographie (Abschnitt 58):
„… so gieng der march auß dem Clöster Zeven den 23 Febr. uff Schößel (Scheeßel, Anmerkung des Autors), welches Tages der Herr General Majeur Königsmarck, durch dero Obristen Lieutenant Welling daß Hauß undt Flecken Langwedell einnam, und daßelbe besatzte …“
Zwischen Februar und Juli ging die Feste Langwedel allerdings vorübergehend den Schweden wieder verloren. Im Abschnitt 58 wird dazu (in Klammern gesetzt) berichtet: „(… obschon der Schwedische Majeur mit der gegenwehr sein eußerstes auß dem Schloß anfänglich thate, daß etzliche der Bischofflichen darüber beschädigt wurden, … , Uber dieß die besatzung, in die 80 Mann starck, nicht mehr fechten wollten, sondern das thor öffneten, undt die Zugbrücke niederließen, (und das Schloss, Anmerkung des Autors) von den Ertzbischöfflichen eingenommen war …)“.
Zu ergänzen ist dazu noch, dass nach dem vollständigen Text zu diesem Abschnitt 58 (in der in Klammer gesetzten Passage) die Burgbesatzung durch Truppen eines Generalmajors Steinbock Unterstützung von 500 Musketieren und in Eile zusammen gebrachte Reiter erhalten sollte. Sie waren sicherlich auch vor Ort, aber sie wurden des „unauffhürlichen Schießen halber“ von den Erzbischöflichen an der Rettung der schwedischen Burgbesatzung gehindert. Deshalb war wohl die Kapitulation unumgänglich.
Wie an den Kopien der Handschrift zu erkennen ist, stellt die Transkription des Textes für Laien eine Herausforderung dar. Frau Dr. Beate-Christine Fiedler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Staatsarchiv Stade, ist der Autor des vorliegenden Textes für die Hilfe bei der Auffindung der hier präsentierten Original-Textstellen und der Entzifferung der Handschrift zu großem Dank verpflichtet.